Hexen in Bamberg

Hallo liebe Blogfreunde,

bitte nicht erschrecken, hier ist ein Artikel entstanden der nicht aus Quincy’s Feder stammt. Der Meister selbst gab mir die offizielle Erlaubnis auf seiner Site über ein Thema zu schreiben was mich schon seit längerer Zeit brennend interessiert und durch unseren Behördenausflug nochmal aufloderte. Die Hexenverfolgung im Mittelalter.

 

Aber wo fange ich am besten an? – In Bamberch, wie der Oberfranke so schön betont. Im Weltkulturerbe, der Bierstadt, der Heimat des Bamberger Reiters, dort wo das „alte Rathaus“ majestätisch inmitten der Regnitz seinen barocken Charme entfaltet und Touristen zu tausenden anlockt.  Genau dort gibt es ein ganz, ganz dunkles Kapitel Geschichte, wie es  düsterer kaum sein könnte.

Bamberg war in der Zeit von 1595-1633 ein Kerngebiet der Hexenverfolgung. Innerhalb dieser Periode fielen hier 884 namentlich bekannte Menschen der „peinlichen Befragung“, also der Folter und dem anschließenden Verbrennen auf dem Scheiterhaufen,  zum Opfer. Die Dunkelziffer tatsächlich Hingerichteter, liegt weit höher und dürfte die 1000 um ein vielfaches übersteigen. Das klingt auf Anhieb vielleicht nicht nach einer unmenschlich hohen Opferzahl, man bedenke aber dass Bamberg in jener Zeit nur etwas über 10.000 Einwohner hatte. Vereinfacht gesagt: Jeder 10. wurde der Hexerei beschuldigt, grausam gefoltert und hingerichtet.

In den geheim abgehaltenen Hexenprozessen (Die Prozessakten sind zu den 884 namentlich bekannten Opfern -zumindest in Auszügen- noch erhalten) gab es fast nie Aussicht auf einen Freispruch. Einmal als Hexe abgestempelt, war einem der Scheiterhaufen ziemlich gewiss.

Das „Hexenbrennen“ machte nur eine kleine Pause, wenn kein Geld mehr für das Feuerholz da war. Klingt makaber, war aber so. Der Hochstift hatte daraufhin eine (schon damals illegale) Idee. Warum nicht jede Hexe oder jeden Hexenmeister enteignen und so die Unterkunft im Gefängnis (Stichwort: Malefizhaus), die Folter und die Verbrennung finanzieren? – Gesagt getan. So machte der Hochstift sage und schreibe 500.000 Gulden, was für die damalige Zeit eine Bill-Gates-mäßige Summe war.

Der Hochstift erbaute 1627 das Malefizhaus in welchen gerichtet, geurteilt und gefoltert wurde. Es gab zwei Stockwerke voller Zellen und pro Etage eine kleine Kapelle, sowie eine über beide Stockwerke hohe  Folterkammer. Wer mehr hierzu erfahren möchte kann hier mehr darüber lesen. Das Hexengefängnis tat seinen Dienst bis 1635.

Prominente Insassen des Malefizhauses zu Bamberg waren unter anderem Johannes Junius (Verhörprotokoll, Abschiedsbrief ) Dorothea Flock und Christina Morhaubt. Allesamt sehr traurige Geschichten die stellvertretend für die vielen anderen Opfer der Hexenverfolgung stehen.

Verrückt ist dass selbst die Inquisition aus Rom geschockt über die gewonnenen Ausmaße der Hexenverfolgung war und auch mehrfach versucht hat zu intervenieren. Ohne Erfolg.

 

Interessant ist an dieser Stelle noch eines: Nur der Dominikanerorden hat sich bis zum heutigen Tage für die Hexenverfolgung entschuldigt.

 

Die Hexenverfolgung war ein dunkles Kapitel unserer Geschichte und ist nach wie vor nicht vollständig aufgearbeitet. Die Märchen vor rothaarigen, warzennäßigen Hexen entziehen sich komplett der Realität, eher waren die Interessen der Hexenverfolger finanzieller Natur. Man spielte mit dem Aberglauben der Leute und bereicherte sich am Leid der anderen. Der Rubel rollte, wie auch so mancher Kopf.

Leider hat die Menschheit über die vergangenen Jahrhunderte nicht genug dazugelernt um solche Massaker zu vermeiden. Wir morden heute unter neuen Vorwänden und anderen Methoden weiter.

 

Noch ein kleiner Beitrag des Bayerischen Fernsehens zum Abschluss:

http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/stationen/stationen-hexenjaeger100.html

 

 

 

 

 

 

 

 

One comment

  • 25. Juni 2012 - 20:42 | Permalink

    Danke Dude für Deinen Beitrag. Ich wünschte, Du würdest öfter schreiben – finde Deine Art zu erzählen super! Auch wenn das Thema sehr deprimierend ist (vielleicht sollte man mal ein paar Bilder von den Folterinstrumenten zeigen – ich würde schon nach 10 Minuten alles gestehen), ist es auf jeden Fall sehr interessant und wichtig! :good:

  • Schreibe einen Kommentar